Bureau Baubotanik

Entwurfstheorie

Ziel des Schwerpunkts Theorie ist, Aneignungsprozesse in der Architektur zu untersuchen, die sich auf Materialien beziehen, die allgemein als "lebendig" bezeichnet werden. Damit wird die Architekturtheorie mit der Prozessualität und der Instabilität von Materialsystemen konfrontiert, die sich nicht konsequenzlos in das gewohnte Selbstverständnis von Stabilität und Nützlichkeit einfügen lassen.

Dieser Problemstellung wohnt ein besonderer Reiz inne. Ihn gilt es zu bestimmen, um möglichst simple Methoden des Entwerfens entwickeln zu können. Denn durch die Offenlegung der Konsequenzen, welche eine Gültigkeit botanischer Parameter innerhalb der Architektur nach sich ziehen, wird eine Untersuchung bisheriger Entwurfsmethoden möglich, welche meist das Selbstverständnis des Architekten ausmachen.

Stabile Architektur

Jegliche risikoreiche Aneignung von Natur und ihre konsequente Integration in kulturell entstandene Prozesse wird gemeinhin als etwas Negatives gesehen. Jegliche Konsequenzen, die Einfluss auf das eigene Tun und Handeln haben, und nicht kontrolliert werden können, werden gerne ausgeblendet. Die Baubotanik steht dieser Gewohnheit kritisch gegenüber.

Der Wunsch nach Stabilität, Stärke und Kontinuität begründet oftmals das Selbstverständnis des Architekten, bzw. das der Architektur als Disziplin. Was wäre, wenn (Landschafts-)Architekten, Ingenieure, Natur- und Geisteswissenschaftler konsequent auf eine schwache, instabile Architektur setzen würden, deren Stärke darin läge, ihre Bauten mit der Zeit durch Wachstum erstarken zu lassen? Was wäre, wenn es eine Architektur gäbe, die sich nicht der Befriedigung gängiger Gewohnheiten widmen, sondern sich ihrer Kritik und ihrer Aufhebung verschreiben würde, ohne dabei den Weg in ein utopisches „Nirgendwo“ zu wählen?

Die Utopie eines „Zurück zur Natur“ stellt, wie der Versuch einer vollständigen Rationalisierung der Natur durch die Technik, nur ein eng geschnürtes Korsett dar, das darin besteht, sich der kulturell geprägten Gewohnheit, Natur beherrschen zu wollen, nicht entledingen zu können.

Prekäre Architektur

Mit der Baubotanik lässt sich ein architekturtheoretischer Ansatz verfolgen, der die Geschichte der Architektur unter dem Paradigma des Prekären beschreibt. Eine Architektur des Prekären, als eine Architektur des Ungeschützten wie des Unbeständigen, kritisiert den Anspruch an die Architektur, von Beginn an möglichst sicher (stabil) und dauerhaft zu sein. Baubotanik, als eine fragile, temporäre, potentielle Bauweise steht für die Endlichkeit von Dauer und Stabilität in der Architektur. Nämlich: für ein mögliches Versagen des Stabilen, für ein mögliches Ende des Wachstums. Deshalb bedingt die Baubotanik eine absolut kontextbasierte Architektur. Wie das Wachstum der Pflanzen steht die Architektur der Baubotanik immer in Abhängigkeit von der Entwicklung ihrer Umwelt. Dazu gehört neben dem Wetter, der Bodenverhältnissen und dem Insektenbefall auch die dementsprechende Pflege durch den Gärtner. Um die gärtnerische Tätigkeit des Pflanzens und des Pflegens gelungen auführen zu können, stellt das Bureau verschiedene Entwurfs- und Pflegemöglichkeiten bereit.