Novizenweg – ein baubotanischer Rundweg, 2019-2029

Ein Forschungsprojekt im öffentlichen Raum im Rahmen der Ausstellung »Visionäre Räume – Spaces of Difference« des Kunstvereins Neuhausen auf den Fildern (29.09.-17.11.2019)

Novizenweg – ein bautotanischer Rundweg
© Bureau Baubotanik

Der Weg

Bäume spielen nicht nur innerhalb der baubotanischen Forschung eine bedeutende Rolle, sondern auch hinsichtlich der sich abzeichnenden Klimaveränderung: Bäume besitzen eine wichtige Funktion als CO2-Neutralisierer. Sie verdunsten Wasser und kühlen an heißen Tagen die Luft. Sie spenden Schatten und sorgen so an heißen Tagen für Kühlung. Ebenso sichtbar ist inzwischen, dass einige Arten Hitze besser vertragen als andere und, dass zunehmende Hitze nicht nur den meisten autochthonen Baumarten, sondern dem gesamten Ökosystemen stark zusetzt. Also auch dem Ökosystem, das uns direkt umgibt und dessen Teil wir sind.
Das BUREAU BAUBOTANIK will mit dem Langzeitprojekt „Novizenweg“, benannt nach dem bereits existierenden Straßenabschnitt, das Wachstumsverhalten heimischer Gehölze unter der sich abzeichnenden Klimaveränderung erforschen. Solche qualitativen Forschungsprojekte im öffentlichen Raum zu etablieren, ist gerade hinsichtlich der sich abzeichnenden Klimaveränderung ein wichtiges Anliegen.
An dieser Langzeitbeobachtung können sich ebenfalls Spaziergänger beteiligen. Ab 28.9.2019 liegen im Kunstverein Neuhausen Pläne aus, mit denen man den markierten Baumbestand abschreiten, Veränderungen beobachten und protokollieren kann. Das baubotanische Langzeitprojekt setzt dabei nicht auf schnelle Effekte, sondern auf Langsamkeit, Achtsamkeit und Nachhaltigkeit.Der Rundweg beginnt bei der baubotanischen Installation mit Apfelbäumen der Sorte Malus kardinal bea im Außenbereich der ehemaligen Rupert-Mayer-Kapelle (dem heutigen Ausstellungsort des Kunstvereins) und führt entlang der historischen Grenze des Jesuitenkollegs, das bis ins Jahr 1968 in Neuhausen angesiedelt war.
Damit will das Bureau Baubotanik auch ein Narrativ des ehemaligen Jesuitenkollegs (1952-1968) aufgreifen und durch einen weiteren baubotanischen Eingriff aktualisieren. Hierbei spielt die im Neuhausener Jesuitenkolleg gezüchtete Apfelsorte „Malus kardinal bea“ eine bedeutende Rolle. Am Beispiel des nach einem Kurienkardinal benannten Herbstapfel wird der Begriff „Kultur“ sowohl in ideeler als auch in räumlicher und in (bau)botanischer Hinsicht neu beleuchtet.

Versuchsdetail
© Oliver Storz

Detailarbeit

Das oben abgebildete baubotanische Überwallungsdetail ist bereits drei Jahre in den Stamm einer Buschweide eingewachsen. Im Rahmen der Ausstellung “Visionäre Räume – Spaces of Difference“ des Kunstvereins Neuhauses hat das Bureau Baubotanik eine Forschungsanordnung im öffentlichen Raum zur Untersuchung des Wachstumsverhaltens von Bäumen installiert. Dieser Eingriff umfasst das Anbringen von Überwallungsdetails an den Ästen von Bestandsbäumen, die im Umkreis der ehemaligen Rupert-Mayer Kapelle wachsen, die heute dem Kunstverein als Ausstellungsort dient. Unsere Intervention berücksichtigt alle pflanzenphysiononomischen und pflegerischen Aspekte der Bestandsbäume. Wir greifen nicht grundsätzlich in das Wachstumsverhalten der Bäume ein, indem wir die Details am Hauptstamm befestigen, sondern beobachten deren jeweilige Reaktion auf unsere Intervention am Beispiel der jeweiligen Reaktion der Nebenäste. Diese Beobachtung ist die Arbeit des kommenden Jahrzehnts.

Link zum Kunstverein:
Novizenweg auf der Homepage des Kunstverein Neuhausen

 

Mit freundlicher Unterstützung:
Stiftung Kunstfonds, 
Ministerium für Wissenschaft, Forschung & Kunst, Land Baden-Württemberg
Kommune Neuhausen/Fildern
Stiftung Württembergische Gemeinde-Versicherung a.G.
Baubetriebshof Neuhausen/Fildern
Karl Bayer, Gemeinschaft für Heimatgeschichte e.V.